Die Schafstelze ist in der Schweiz ein spärlicher Brutvogel. Die Vorkommen liegen vor allem zwischen Schaffhausen und Untersee, im Grossen Moos BE/FR, in der Orbeebene VD und in der unteren Rhoneebene VD/VS. Andernorts sind sie klein oder unregelmässig besetzt. Der höchste Brutplatz lag früher im Oberengadin GR auf rund 1700 m. In jüngster Zeit wurden im Alpenraum noch Bruten bei Leuk VS und Domat/Ems GR auf je rund 600 m festgestellt. Die Nominatform M. f. flava besiedelt vor allem die Nord- und Westschweiz. In der Rhoneebene und im Tessin kommt die Unterart cinereocapilla vor. Beide Unterarten treten vereinzelt ausserhalb ihrer Verbreitungszentren auf und teilweise finden Mischbruten statt. Im Grossen Moos brütete 2014 ein Männchen mit den Merkmalen der Unterarten flavissima oder lutea (P. Mosimann-Kampe, M. Thoma, M. Schweizer).

Schafstelzen besiedeln bei uns vorwiegend Kartoffel- und Rübenfelder, die eine lockere Vegetation aufweisen. Für den Bruterfolg ist vor allem wichtig, dass die Felder nicht während der Brutzeit geerntet werden, was bei beiden Kulturen indes meistens der Fall ist. Seltener werden auch Erbsen-, Raps-, Weizen-, Sonnenblumen- und andere Kulturen benützt. Auf geeigneten Feldern bilden sich gerne lockere Kolonien.

Der Bestand schwankt hierzulande stark. Nach dem ersten Brutnachweis 1947 stieg er bis in die Siebzigerjahre an, worauf vielerorts ein deutlicher Rückgang folgte. Seit 1993–1996 ist der Trend wieder ansteigend, was auf positive Entwicklungen im Grossen Moos von 25–50 auf rund 90 Reviere und in der Orbeebene auf 65 Reviere zurückzuführen ist. In der Region Schaffhausen blieb der Bestand mit rund 100 Revieren ungefähr gleich, das Brutgebiet am Bodensee, im Thurtal TG und im angrenzenden Kanton Zürich hat sich aber verkleinert. In der unteren Rhoneebene ist der Bestand auf rund 40 Reviere angestiegen, während er im Mittelwallis, im Kanton Genf und in der Magadinoebene TI auf wenige Paare abnahm.

Die Nachbarländer weisen unterschiedliche Entwicklungen auf. In Deutschland sind regional grosse Schwankungen festzustellen, langfristig wird der Bestand stabil eingeschätzt. In Frankreich und Österreich ist der Trend positiv, in Italien negativ.

 

Quelle: www.vogelwarte.ch